eine tolle Nacht!

So da war er also wieder, einer jener Abende, die man so schnell nicht vergisst - ob im positiven oder negativen Sinn – in diesem Fall letzteres. Andererseits war es aber auch ein Abend voller neuer Erfahrung. Eine Studentenverbindung, die Viking, welche sich wohl vornehmlich aus BWLern rekrutiert, hatte letzten Mittwoch geladen und zwar ins Noxx. Für nur fünf Euro sollte dort eine der größten Partys mit über 1000 Leuten steigen. Klar, da lässt man sich nicht lange lumpen und da ich mit meinem, meines Erachtens, sehr guten Musikgeschmack sowieso nichts zu lachen habe, meinte ich, ich könne auch dort den übliche Ohrenschmerz ertragen. Soweit so gut. Zunächst wurde sich in unser Gruppe zum Essen verabredet, dann aber doch um entschieden und schließlich beschloss ich dann, mir mal einen Döner zu holen. Man muss ja auch alles mal testen und gleichzeitig sollte es eine Abwechslung zum üblichen Pommes- Einerlei sein dürfen.

Zum Thema Pommes: Die Belgier sind wirklich das Pommesland Nummer eins. Aber in den Frittüren, die es wirklich überall gibt, kann man sich nicht nur seine Kartoffelstäbchen frittiert lassen, sondern obendrein noch aus einer großen Variation von Fleisch, Hähnchen, Gemüse, etc. wählen und dieses dann auch noch frittieren lassen. Mich wundert bloß, dass dann die Tüte in der man alles serviert bekommt nicht auch noch frittiert wird. Und ich würde fast behaupten das die Pommer hier zwar sehr lecker, aber nicht unbedingt besser sind als in bestimmten Institutionen in Deutschland sind – und damit meine ich nicht MCDonalds. Jedenfalls kommt man dennoch kaum um die wöchentliche Portion Fritjes herum (Die sind wie die Borg – Widerstand ist zwecklos und ich bin quasi Opfer ).

Jedenfalls hatte ich dennoch beschlossen mir diese Woche keine Pommes zu kaufen, dafür aber eben mal einen Döner. Der Blick auf die Speisekarte offenbarte dreierlei: Döner, Döner Kebab und Pita. Für den geübten Döneresser stellte sich nun die Frage: Was davon war denn jetzt bitte der gute alte deutsche Döner. Um sicher zugehen orderte ich dann doch einen Dürum mit dem Hinweis bitte keine Zwiebeln zu verwenden. Den verwunderten Blick des Dönerkochs fasste ich als „Ja, geht in Ordnung“ auf. Während ich das modische türkisch-orientalisch-billig Interieur begutachtete wurde mir meine Speise bereitet. Das der gute Man nicht mal in die Nähe der Salatbar kam, fiel mir erst hinterher auf. Mit einem „Astublieft“ seiner- und einem „Dank u“ meinerseits, tauschten wir Essen und Lohn und ich schlenderte gemütlich nach Hause. Ich packte meinen Dürum aus und biss hinein. Schlagartig wurde mir folgendes bewusst: Der Dürum-Mensch nahm nichts von der Salatbar weil kein Salat drin war – ergo werden auch keine Zwiebeln hinzugefügt und ergo fand er meinen Wunsch nach einem Zwiebelfreien Dürum seltsam. Stattdessen war ne schöne Ladung Fritjes im Dürum. Was ist das nur für ein Land in dem überall und jederzeit Pommes verzehrt werden? Andererseits, lecker war es schon.

Nach dem Essen ging es zum vorglühen in das Studentenwohnheim von Freunden. Und zwar ging es in ein Wohnheim, welches romantisches Schullandheimambiente kombiniert mit 60er Jahre Flair bot. Dort wohnen zwischen 25 und 15 Leuten. Man teilt sich Klo, Dusche und auch sonst jede Privatsphäre mit allen Vor- und Nachteilen! Und jedesmal wenn ich dort bin, weiß ich, dass ich mit meiner Wohnung alles richtig gemacht habe. In der Küche angekommen fand das übliche Spiel statt. 15 Frauen und vielleicht fünf bis sechs männliche Zeitgenossen. Ich würde sagen eine gute Quote. Das weiß einem schon zu gefallen, denn während das übliche Problem für die Erasmusdamen wohl der akute Männermangel (auch oder vor allem hinsichtlich Aussehen und Verhalten) ist, könnte man sich als Erasmusherr höchstens über die Reizüberflutung beklagen. Aber da ich ja zufrieden und glücklich bin, lautet meine Devise: Gucken kostet nix.

Nach dem Vorglühen ging es zur Erasmuskneipe und von dort weiter zum Busbhf. von wo ein Bus die Massen in den Norden von Antwerpen karrte - zum Noxx. Die Luft im Bus erinnerte mich an die vierstündige Busfahrt von Krabi nach Phuket in Thailand. Nur die schöne (nicht) Thaimusik fehlte (zu meinem Glück). Angekommen wurde auch gleich das Noxx betreten und schlagartig wurde mir anders. Zunächst einmal ein Wort zu dem Finanziellen. Es wurde nicht nur ein Eintrittsgeld von 5-7 Euro verlangt (was vollkommen ok ist), man zahlte auch noch bei der Garderobe pro Kleidungsstück 1 Euro (Jetzt weiß ich auch warum Frauen immer so wenig anhaben in Diskos – die kleinen Sparfüchse). Zu guter letzt kostet die willkommen Erleichterung auf dem Klo auch nochmal fünfzig Cent, nachdem man schon für das füllen der Blase je drei Euro gelassen hatte. Und dann funktionierte auf dem Nännerklo auch nicht das Wasser und das nachdem ich meine Hände bereits schön eingeseift hatte. Ein beherzter Ausflug zu den Frauen schaffte Abhilfe.

Die musikalische Szenerie erinnerte an eine Baustelle. Techno ist wahrlich eine der Musikrichtungen der ich weniger als nichts abgewinnen kann und auch sonst verließ mich mein ansonsten doch schmerzerprobte Geduld, denn die Alternative mir mit Bier den Abend zu versüßen scheiterte an den Bierpreisen. Also verließ ich den Zappelbunker nach zwei Bier wieder. In der kurzen Zeit hatte ich dann auch fast 15 Euro verbraten. Für Freunde der monotone Tanzmusik sei angemerkt, dass diese Lokalität wohl ganz in Ordnung ist, aber wie gesagt, für mich war es nichts.

Da kein Bus oder Bahn fuhr, beschloss ich zu laufen. In weiser Voraussicht hatte ich mir bereits im Vorfeld die Lage der Disko angeschaut und auf den ersten Blick schien es zwar ein gutes Stück Weg zu sein, aber wohl für eine Sportler wie mich nicht länger als 30 min Fußmarsch zu sein. Dachte ich! Nachdem ich also das Noxx verlassen und mich grob in die Richtung des Stadtzentrums begaben hatte, ging auch schon los mit dem Verlaufen. Das Noxx lag mitten im nördlichen Hafengelände und meine Versuche, Abkürzungen zu finden, scheiterten alle samt am Wasser oder an den Zäunen, so dass ich immer wieder umkehren durfte und den Weg, den wir gekommen waren, nehmen musste. Letztendlich gelang es mir dann doch eine große Brücke zu finden, die Richtung Zentrum führte. Es ging weiter und vorbei an Häusern mit dem anmutenden Namen wie „Des Roses“, architektonisch eher Knaststil, aber die Farben, der Name und vor allem die beiden Plastikflamingos am Eingang, belehrten mich dann doch eines besseres und erklärten sich selbst. Als Zielmarkierung diente mir die große Kathedrale von Antwerpen und zum ersten Mal in meinem Leben war ich froh, dass es die Kirche mit ihren Protzbauten gibt. Andererseits gab es gleich drei große Kirchen, weswegen ich die Kirche dann auch gleich wieder verfluchte. Nachdem ich mich öfter verlaufen hatte; vermeintlich bekannten Wegen gefolgt war um dann zu merken, dass ich sie doch nicht kenne; auf dem Gehweg von einem Mopedfahrer beinahe angefahren worden wäre; beschloss ich zunächst an einem der zahlreichen Nachtwinkel zu pausieren, mir ein Bierchen zu gönnen und nach dem Weg zu fragen. Fortan ging es dann auch gleich leichter und schneller nach Hausen. Nach über einer Stunde Fußmarsch erreichte ich mein Domizil und hatte Antwerpen bei Nacht kennen gelernt, zumindest den weniger interessanten industrieteil im Norden. Auch schön!
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